Zum ersten Spiel unserer deutschen Elf, die in Lille nahe der belgischen Grenze mit dem Spiel gegen die Ukraine ins Turnier startete, machte sich auch die altbewährte Reisegruppe “Köln-Grünstadt-Siegen sehen” auf den Weg zum nunmehr dritten großen Turnier in Folge. Trotz der allgegenwärtigen Terrorgefahr war seit Wochen bereits die Vorfreude groß, was auch ein bisschen an unserem Begleitfahrzeug lag. Der schwarz-rot-goldene Bulli wurde zur WM 2006 restauriert und fuhr damals schon von Spiel zu Spiel. Rechtzeitig zum Turnierstart in Frankreich (Brasilien wollte er dann doch nicht mit) ist unser Fan-Mobil noch einmal ohne Probleme durch den TÜV gekommen. Auch dort ist man schließlich Fußballfan und möchte sich nicht vorwerfen lassen, eine turniererfahrene Weltmeister-Reisegruppe an der Unterstützung der Mannschaft behindert zu haben.
Bulliparade bei der Ankunft in Lille
Bereits beim Durchfahren der malerischen Altstadt von Lille einen Tag vor Spielbeginn verzögerte sich das Einchecken in unser Hotel durch die zahlreichen Fotowünsche. Allerdings war – trotz unserer vorzüglichen Optik – der WM-Bulli das Objekt der Begierde. Die Einheimischen waren sichtlich gerührt von der Liebe zum Detail und sogar einige Fans aus Holland ließen es sich nicht nehmen, einmal hinterm Steuer zu sitzen. Die Armen sollten schließlich auch mal in den Genuss des Erfolges kommen. Humor haben sie mit ihrer Anreise jedenfalls bewiesen. Als der Kapitän unserer Gruppe auch noch einen von Eurosport veranstalteten Selfie-Contest gegen einen ukrainischen Konkurrenten gewann, stand einem Sieg unserer Nationalmannschaft eigentlich nichts mehr im Wege.
Angenehme Atmosphäre in der Stadt wird durch Randale getrübt
Die Stimmung in der Stadt war äußerst angenehm und harmonisch. Am Abend vor dem Spiel hatten sich bereits zahlreiche deutsche und ukrainische Fans in der Altstadt eingefunden und feierten friedlich zusammen ein Fußball-Fest. Von einer latenten Terrorgefahr während der Europameisterschaft war an diesem Wochenende in Lille nichts zu spüren. Es waren weder übermäßig viele Polizisten und Sicherheitskräfte zu sehen, noch waren die Kontrollen im Stadion besonders streng und mit den Checks bei normalen Bundesliga-Spielen vergleichbar.
Alle Fans mit denen wir sprachen waren der Meinung, dass man sich trotz allem nicht die Freude an einem solchen Turnier nehmen lassen dürfe. Dem ist vorbehaltlos zuzustimmen. Leider wurde die ausgelassene Stimmung am Spieltag durch eine größere Gruppe gewaltbereiter deutscher Hooligans gestört, die schon früh zwei Kneipen am Marktplatz besetzten und durch aggressives Verhalten negativ auffielen. Es war offensichtlich, dass die Kerle keine Freudschaftsbändchen verteilen wollten und so fragten wie uns, warum die französische Polizei das nicht so sah. Zumindest war weit und breit keine Gendarmerie zu sehen. Unsere Truppe hat von den Randalen aber zum Glück nichts mitbekommen, da wir uns rechtzeitig etwa 2.000 deutschen Fans anschlossen und gemeinsamen zum Stadion marschierten. Dort hatten sich bis zum Anpfiff geschätzte 10.000 Deutsche eingefunden, die ihr Team gut unterstützten. Von den ca. 50-100 Chaoten war glückerweise nichts mehr zu sehen oder zu hören.
Nachdem die relativ kurze Drangphase der Ukrainer gegen Ende der ersten Halbzeit mit Rettungstaten von Manuel Neuer und Jerome Boateng schadlos überstanden wurde, machte Schweini dann doch den „Deckel“ zum verdienten Sieg unserer Elf drauf. Den Treffer von Schweini hätten wir fast verpasst, da wir uns Zwecks Rückreise schon zu den Ausgängen begaben (absolute Ausnahme und eigentlich ein No-Go). So blieb leider kaum Zeit zum Jubeln, aber wenn man für das Finale plant muss man gut mit Urlaubstagen haushalten. Am Donnerstag früh morgens geht es für einen Großteil von uns wieder nach Paris zum zweiten Gruppenspiel gegen Polen. Wir vermuten, dass unser fahrbarer Untersatz auch unter dem Eifelturm ein gutes Bild abgeben wird. Auch hierfür werden wir natürlich den Bildbeweis liefern.