Nürnbergs Präsident Michael Roth sagte nach dem Ausscheiden folgendes: “Nach dieser Vorstellung muss ich sagen, ich habe eine Pistole samt einem Waffenschein und würde einigen am liebsten das Hirn durchpusten.”
Die Anreise zum Uefa-Cup Spiel zwischen Benfica Lissabon und dem 1. FC Nürnberg konnte ich in lockeren 20 Minuten bewältigen, da ich zu dieser Zeit in der Stadt wohnte. Ich traf meine Mitstreiter, allesamt Fans von Rapid Wien, die ja bekanntlich eine Fanfreundschaft mit den Nürnbergern pflegen. Da sich vor den Spielen die Auswärtsfans meist am zentralen Platz “Rossio” treffen, war das unsere erste Anlaufstelle um auf Tuchfühlung mit Heim- und Auswärtsfans zu gehen. Als wir um die Mittagszeit den Rossio erreichten, war der Platz bereits fest in deutscher Hand.
Pre-Gaming und Anreise zum Estadio da Luz
Am Spieltag selbst platzte der zentrale Platz “Rossio” aus allen Nähten. 5000 Nürnberger machten Lissabon zu ihrer Stadt. Supermärkte waren schnell leergekauft, zumindest die Biervorräte, und die Stimmung war bei tollem Wetter prächtig. Die meist gestellte Frage in einem nahegelegenen Supermarkt war, natürlich auf Deutsch: “Habt ihr Bier?” Vereinzelt mischten sich am späten Nachmittag auch ein paar Benfica Fans unter uns, sodass wir hier noch ein paar nette Gespräche führen konnten. Insgesamt sah es im Zentrum Lissabons aber nicht nach einem Heimspiel von Benfica aus. Gegen 18 Uhr machten wir uns von der Metrostation Baixa-Chiado mit der blauen Linie auf in Richtung Stadion. Zielbahnhof für Fans ist die Station “Colégio Militar/Luz”. Ein kleiner Tipp: Zu früh muss man nicht am Stadion ankommen, da es um das Stadion herum außer einem riesigen Shoppingcenter nicht allzu viel zu sehen gibt.
Gästeblock und Atmosphäre im Stadion
Das Estadio da Luz ist ein modernes Stadion, dadurch meiner Meinung nach etwas charakterlos wie alle modernen Arenen, aber durchaus schön anzusehen und vor allem komfortabel mit guter Sicht auf das Spielfeld. Es bietet 65.000 Zuschauern Platz und war somit für diese Partie zu einem Drittel gefüllt. Knappe 25.000 Zuschauer verirrten sich ins Stadion, was auch dem für portugiesische Verhältnisse hohen Preisniveau bei Champions- und Europa-League-Spielen geschuldet ist. Und natürlich war der 1. FC Nürnberg in Lissabon nicht die Attraktion schlechthin.
Der Gästeblock im Estadio da Luz befindet sich im obersten Ring der Coca-Cola-Tribüne (Blöcke 31-33) auf Höhe der Eckfahne. Die Stimmung im Nürnberger Block war hervorragend und rund 5000 Nürnberger rockten das “Luz”. Die Heimfans von Benfica konnten nicht wirklich überzeugen. Verschiedene Ultra-Gruppen oder eher Grüppchen die sich über das ganze Rund verteilten, machten zwar augenscheinlich Stimmung (Fähnchen schwenken), ich konnte allerdings nicht allzu viel hören. Der harte Kern der Benfica Ultras stand im Unterrang der Sagres Tribüne. Die Stimmung im Gästeblock hingegen kippte irgendwann aus mir nicht bekannten Gründen. Polizisten stürmten in den Block, einige Nürnberger wiederum rissen Schalensitze raus und schmissen diese auf die Polizei. Irgendwann herrschte wider Ruhe und der Support konzentrierte sich wieder auf das Spielgeschehen.
Spielverlauf und Rückfahrt ins Bairro Alto
Das Spiel war müde und chancenarm. Der Club hatte zwar die Chance zum 1:0, vergab aber kläglich. Letztlich netzte Ariza Makukula mit einem flachen Rechtsschuß für Benfica in der 43. Minute ein – dabei blieb es. Das Hinspiel endete nach einer 2:0 Führung für den Club nur 2:2 und damit zog Benfica in die nächste Runde ein. Das spektakulärste auf dem Rasen war wahrscheinlich der traditionelle Adlerflug der bei Benfica vor jedem Spiel stattfindet. Nach dem Spiel gab es die übliche Blocksperre und auch danach außerhalb des Stadions wurden wir von der Polizei weiter aufgehalten – wahrschein wegen der Randale im Block. Grundsätzlich waren die Polizisten freundlich und alles verlief problemlos. Schließlich fuhren wir wieder Richtung Zentrum zur Metro-Station Baixa-Chiado, von dort aus erreichten wir zu Fuß in wenigen Minuten das Kneipen- und Barviertel “Bairro Alto”. Einige Verbrüderungsdrinks und gute Gespräche mit Benfica Fans inklusive.
Sightseeing und Lissaboner Umland
Lissabon ist eine tolle Stadt und jeder der im Zuge eines Fußballspiels dorthin fährt sollte dringend überlegen, ein paar Tage mehr einzuplanen. Das taten auch einige Clubberer die schon Tage vorher deutlich zu erkennen die Stadt bevölkerten. Lissabon liegt am Fluß Tejo der am Rande Lissabons in den Atlantik mündet. Dort liegen weite feinsandige Atlantikstrände, Klippen und kleine portugiesische Fischerdörfer. In Lissabon selbst empfiehlt es sich das mittelalterliche Alfama mit seinen engen Gassen zu erkunden. Im Bairro Alto liegen eher die Kneipen und kleineren Clubs. Hier musste man Nachts etwas auf der Hut sein vor rivalisierenden Gangs. Mittlerweile ist die ganze Gegend dort Kameraüberacht und leider nicht mehr ganz so wild wie 2007. Zwischen den auf Hügeln befindlichen Stadtteilen Alfama und Bairro Alto liegt die Unterstadt (Baixa). Alle drei Stadtteile sind sehenswert und interessant zu erkunden. Wünsche Euch viel Spaß dort und vor allem Erfolg!