Erfahrungsbericht PSV Eindhoven – Kaiserslautern 0:1, 15.03.2001, UEFA-CUP Viertelfinale
Eine äußerst kuriose Auswärtsfahrt erlebte ich im März 2001 beim UEFA-Cup Viertelfinalspiel zwischen PSV Eindhoven und dem 1. FC Kaiserslautern. Nachdem beide Teams in der Saison 98/99 bereits in der Champions League aufeinander trafen, kam es 2001 zum Wiedersehen im UEFA-Cup. Harry Koch sicherte im Hinspiel den Roten Teufeln mit einem verwandelten Foulelfmeter ein gute Ausgangssituation.
Meine erste Auswärtsfahrt für ein Europapokalspiel begann schon einmal damit, dass ich mich früh morgens auf Grund fehlender Urlaubstage krankschreiben musste. Der 3-Tage-Regel zum Dank half ein kurzer Anruf bevor es in der Frühe ab nach Lautern zu den Bussen ging. Die Fahrt was zunächst wie üblich: Trinken, Quatschen, Gröhlen, Pinkeln wobei ersteres und letzteres mit anhaltender Reisezeit an Gewicht gewannen, zumal sich der Alkoholgehalt der Getränke mit der Zeit langsam nach oben arbeitet.
What ever: An irgendeiner Raststätte auf dem Weg nach Holland bescherte uns der liebe Gott ein Kamerateam des ZDF. “Juhu. Krankgeschrieben und gleich dürfen mich meine Chefs und meine Kollegen mit bester Laune und geölter Stimme im Fernsehen bewundern.” Ging natürlich nicht, und so tauchte ich ab mit dem Pullover über den Kopf gezogen. Die ZDF-Jungs wunderten sich ein bisschen, meine netten Kumpels klärten auf und der Kameramann versicherte mir, mich nicht zu filmen. Aber sicher ist sicher – ich blieb erstmal in Deckung.
Polizeieskorte ist kein Escortservice
Genau wie ich um meine Sicherheit bemüht war, dachte sich auch die nette holländische Polizei, dass sie uns besser an der Deutsch-Holländischen Grenze abholen und direkt bis ans Stadion eskortieren müssten. So fuhren ca. 1.000 FCK Fans, das ZDF war derweil nicht mehr am Start, im Polizei-Konvoi mit einigen Bussen und Autos Richtung Eindhoven. Wir wurden direkt bis vor den Gästeblock gefahren. Also wir haben auf holländischen Boden wirklich nur das Stadiongelände betreten dürfen.
Dort kamen wir in einem Gästeblock an den man getrost als Käfig bezeichnen kann. Es gab die üblichen Provokationen mit den Nachbarn links, wie rechts des Gästekäfigs aber ansonsten blieb es erstmal ruhig. Das Spiel plätscherte so vor sich hin bis in der 51. Minute Koch einen Elfer der Holländer hielt. In Minute 71. Minute gab es wieder Elfmeter, diesmal für Lautern. Basler konnte nach Foul an Lokvenc den fälligen Elfer verwandeln. Danach drehten einige holländische Fans durch, stürmten erst vereinzelt den Platz, dann wurde an einem großen Zugangstor gerüttelt. Dabei kam es zu dem bemerkenswerten Einsatz von Erik Gerets, der sich mutig vor die Randalierer stellte und diese wieder zurück in den Block beorderte. Derweil die meisten Spieler längst in den Kabinen waren. Naja vielleicht war die Aktion mit dem Konvoi doch nicht so schlecht?
“Herr Kalauer, kurieren Sie sich erstmal aus.”
Nicht so schlecht, aber nicht ausreichend mussten wir später feststellen. Während wir nach dem Spiel im Block festgehalten wurden krachte es vor dem Stadion. Als wir später zu den Bussen gelassen wurden waren einige beschädigt, Glasscheiben eingeschmissen, Lack zerkratzt. Bei meinem Bus war Gott sei Dank nichts beschädigt, sodass wir relativ problemlos die Rückreise antreten konnten. Kein ZDF, keine Hooligans, das Leben kann so schön sein. Nur noch morgens einen kurzen Anruf beim Arbeitgeber, der mit wegen meiner angeschlagenen Stimme natürlich vollstes Verständnis entgegenbrachte. “Herr Kalauer, kurieren Sie sich erstmal aus.” Das tat ich dann auch.
Einige Monate später wurde übrigens Erik Gerets Trainer beim 1. FC Kaiserslautern – ein Trainer der beispiellos erfolglos war, dessen Beliebtheit paradoxerweise von Niederlage zu Niederlage immer größer wurde. Das Leben kann so schön sein!