Legal, illegal oder scheißegal – Die Debatte um das Abbrennen von Bengalos in Fußballstadien nimmt kein Ende. Grund dafür ist die Liebe der Fans zur Pyrotechnik, welche die Stadionkurven immer wieder zum Augenschmaus werden lassen. Allerdings sind die heißen Brennkörper ein Dorn im Auge der Fußballverbände. Unsere Redaktion verschafft einen kleinen Überblick zu Regularien und Problemen der Bengalo-Debatte.
Verbot von Pyrotechnik
Im Allgemeinen gibt es seitens der deutschen Polizei kein generelles Verbot für den Besitz von Pyrotechnik. In Fußballstadien verwendete Bengalos stammen meist aus den Kategorien T1 und P1 und gehören damit zu pyrotechnischen Gegenständen mit geringer Gefahr. Jene dürfen sich Personen ab 18 Jahren aneignen und mitführen. Beim Verbrennen in der Öffentlichkeit handelt es sich jedoch um eine Ordnungswidrigkeit. Darüber hinaus kann eine Einzelfallprüfung hinsichtlich einer Straftat erfolgen, sofern andere Personen gefährdet werden.
Um die Ahndung von Ordnungswidrigkeiten und die Verfolgung von Straftaten nicht zum Alltag in Deutschlands Stadien werden zu lassen, schiebt der DFB einen Riegel vor. Dabei verpflichtet er alle Fußballvereine ein Verbot von Bengalos in die Stadionordnung aufzunehmen. Allerdings halten sich die Fans nicht an die Verbote und schmuggeln reihenweise Pyro in die Stadien.
Ausnahmeregelungen für die Pyronutzung
Aber nicht überall ist das Schmuggeln notwendig, denn einige Vereine erwirken Ausnahmegenehmigungen für ihre Fans. So dürfen beispielsweise die Fans von Rapid Wien Bengalos zünden. In der österreichischen ersten Liga sind ihnen seit geraumer Zeit vier Pyroaktionen pro Spiel und zusätzliches Abbrennen nach Torerfolgen gestattet. Zudem sind für feierliche Veranstaltungen immer wieder pyrotechnische Gegenstände zugelassen, die dann teilweise auch von Fans abgebrannt werden. Ein Beispiel hierfür ist der Verabschiedung des Steigerwaldstadion in Erfurt aus dem Jahr 2014.
Auch außerhalb Europas kommt es zu neuartigen Entwicklungen und Ausnahmen. In den Vereinigten Staaten hat der MLS-Klub Orlando City den Wunsch nach Bengalos sogar beim Stadionneubau berücksichtigt. Das Abrennen von Pyrotechnik ist für die Anhänger in einem bestimmten Bereich erlaubt. Beim Eröffnungsspiel im März 2017 sorgten die Heimfans mit Rauchbomben sowie Leuchtfackeln für optische Highlights.
Situation in Deutschland
Anders läuft es in Deutschland: Dort können Fußballfans nicht auf ein solches Entgegenkommen hoffen. Klare Richtlinien werden strikt durchgesetzt. Pyrotechnik ist – abgesehen von Feierlichkeiten – ein absolutes No-Go in deutschen Stadien. Die Missachtung des Verbots wird mit Geldstrafen für die Klubs und Stadionverboten für die “Zündler” geahndet. Hierbei können Stadionverbote schon auf Verdacht und ohne Beweise ausgesprochen werden. Sich über den Rechtsweg gegen derartige Bestrafungen zu wehren ist zwecklos. Da es sich um Fälle des Hausrechts handelt, kann jeder Einzelperson der Zutritt ohne Begründung untersagt werden.
Die Diskrepanzen zwischen dem DFB und den Pyro-Liebhabern unter den Fußballfans schienen im Jahr 2011 überwunden zu werden. Nach vermehrten Kampagnen und Organisationen wie “Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren” erklärten sich DFB und DFL bereit zu Gesprächen. In diversen Dialogen deutete sich an, dass Bengalos unter gewissen Bedingungen ihren legalen Weg ins Stadion finden könnten. Doch am Ende des Jahres verkündeten DFB und DFL das Gegenteil: Aufgrund der Rechtslage und eines Gutachtens über Bengalos sei die Legalisierung von Pyrotechnik im Stadion ausgeschlossen. Die Fans fühlten sich einmal mehr übergangen, was die Kluft zwischen beiden Parteien wieder aufriss.
Bengalos der Zukunft
Die aktuelle Situationen kann für beide Seiten nicht zufriedenstellend sein: Die Vorgaben des DFB im Sinne einer allgemeinen Sicherheit werden missachtet und die Fußballfans riskieren Stadionverbote und rechtliche Konsequenzen, um ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Als Unbeteiligte leiden zudem die Vereine in Form von Geldstrafen, was auch Pyro-Liebhaber nicht gut heißen können. Die Lösung kann nur über Komprommisse erzielt werden, wofür allerdings ein Dialog beider Parteien von Nöten ist.
Vielleicht können technische Entwicklungen einen Anreiz für neue Gespräche liefern. So bemühte sich speziell der dänische Klub Bröndby IF gemeinsam mit dem dänischen Fanverband um eine Kompromisslösung. Gemeinsam entwickelte man ein Bengalo, das die Sicherheitsbedenken beseitigen soll. Die Bengalos der Zukunft sollen nicht nur weniger qualmen, sondern auch bei deutlich geringeren Temperaturen brennen. Dadurch sei es sogar möglich, mit der bloßen Hand durch das Leuchtfeuer zu fahren, ohne sich zu verletzen.