Das Bosman-Urteil
Das Bosman-Urteil ist eine der wichtigsten Regelungen der Fußballgeschichte. Durch diese Entscheidung wurde das Gleichgewicht zwischen Spielern und Vereinen, beziehungsweise Arbeitnehmern und Arbeitgebern in der Sportwelt gänzlich neu bestimmt. Im folgenden Artikel bekommt ihr die Geschichte und Auswirkungen dieses Urteils genau erklärt.
Jean-Marc Bosman macht den ersten Schritt
Time is running out fast, 20 years has passed…but I don't forget what Jean-Marc Bosman has made for Sport. GRAZIE! pic.twitter.com/2X22yjx0ZZ
— claudio coldebella (@ClaudioColde) 14. Dezember 2015
Die ganze Geschichte begann, als sich der belgische Fußballer Jean-Marc Bosman 1990 durch seinen Verein RFC Lüttich benachteiligt fühlte. Der Vertrag des Profis lief am Saisonende aus, Lüttich bot ihm einen neuen Vertrag für umgerechnet 750 Euro pro Monat an. Bisher verdiente Bosman mit 3000 Euro pro Monat mehr als das Vierfache, weswegen er mit den neuen Konditionen nicht zufrieden war und wechseln wollte.
Doch Lüttich wollte das verhindern und setzte seine Ablösesumme mit 600.000 Euro extrem hoch an, in dieser Zeit konnte kaum ein Verein diese Summe zahlen. Dadurch hätte Bosman bei seinem Verein bleiben und den neuen Vertrag unterzeichnen müssen. Der Fußballer zog daraufhin vor Gericht und klagte den RFC Lüttich an, weil er in seiner Arbeitnehmertätigkeit eingeschränkt wurde. Trotz Bestechungsversuchen der mächtigen Organisationen UEFA und FIFA ließ Bosman nicht von seinem Vorhaben ab. Nach langen Verhandlungen bekam er vom Sportgericht letztendlich die Erlaubnis, ablösefrei zu wechseln.
Eine wichtige Regel für die Allgemeinheit
Dieses Urteil brachte den Stein ins Rollen, den die Vereine und großen Organisationen unbedingt an Ort und Stelle halten wollten. Am 15. Dezember 1995 fällte der Europäische Gerichtshof die Entscheidung, dass Fußballer in der EU normale Arbeitnehmer sind und nach Vertragsende ablösefrei wechseln dürfen. Mit einem Schlag gab dieses Urteil den Profis eine weitaus bessere Verhandlungsposition und mehr Schutz gegenüber ihren Vereinen. „Die Spieler heute wissen gar nicht mehr, was mein Urteil bedeutet hat. Wir waren auf einmal frei!“, so Bosman im Jahre 2015.
Ebenfalls im Urteilsspruch inbegriffen war die Auflösung der Regel, dass nur eine bestimmte Anzahl an Ausländern im Team eingesetzt werden darf. Von 1995 an durfte man beliebig viele Spieler aller Nationalitäten antreten lassen. Dies öffnete auch für alle anderen Sportarten in der EU die Tore, die neue Regel war allgemeingültig.
Bessere Konditionen für die Arbeitnehmer
Die Folgen des Urteilsspruchs traten beinahe sofort ein. Die Marktwerte der Spieler nahmen signifikant zu, Fußball hatten eine gute Verhandlungsgrundlage und konnten ihren Verein nach Vertragsende frei wählen. Versuche der Anfechtung dieser Entscheidung waren wirkungslos, da die Gerichte Vereine als Wirtschaftsunternehmen kategorisierten. Somit waren Verträge zwischen Verein und Spieler gleichbedeutend mit Bindungen zwischen Arbeitgeber und -nehmer.
Auch Bedenken, dass die neue Ausländerregelung gefährlich für den lokalen Nachwuchs sei, wurden zurückgewiesen. Das Bosman-Urteil hat bis heute Bestand und ist seit 1995 einer der wichtigsten Punkte im Fußball-Reglement. „Das war ein Urteil mit schwerwiegenden Folgen für den Fußball. Es war schön für die Spieler und schlecht für die Klubs“, erklärte Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge später.