In der heutigen Zeit ist der 1. FC Magdeburg keine große Nummer mehr in Deutschlands Top-Ligen. Vor einigen Jahrzehnten sah das aber noch ganz anders aus, man war damals in ganz Europa bekannt. Zur Saison 2017/18 etablierte sich der Verein als eines der besten Teams der 3. Liga. Wir blicken auf die internationale Vergangenheit der Magdeburger zurück und zeigen euch ihre größten Triumphe im Europacup.
Spektakulärer Einstieg in den Europapokal
Die erste Teilnahme am Europapokal sicherte sich der Klub auf spektakuläre Weise: Nachdem man sich ab 1960 im deutschen Oberhaus etablieren konnte, stand der FC Magdeburg 1963/64 im Finale des nationalen FDGB-Pokals. Nach einem 0:2-Rückstand drehte der Verein das Spiel und gewannen mit 3:2. Dadurch waren sie zur Teilnahme am Europapokal der Pokalsieger berechtigt.
In der ersten Runde des anschließenden Turniers wartete Galatasaray Istanbul. Magdeburg hatte im Duell mit dem türkischen Top-Klub extremes Pech, nach 1:1 in Hin- und Rückspiel endete auch die Verlängerung im Ernst-Grube-Stadion mit 1:1. Wegen der Auswärtstorregel schied Magdeburg deswegen aus dem Wettbewerb aus.
Erstes Ausrufezeichen auf internationaler Ebene
In der Folgesaison besiegte der Klub in der Vorrunde Spora Luxemburg mit 3:0 und zog ins Achtelfinale ein. Dort ging es am 17. November 1965 im Hinspiel zuhause gegen den FC Sion. Es folgte einer der sensationellsten Siege der deutschen Europapokalgeschichte, die Sachsen überrollten das Schweizer Top-Team regelrecht. Beim 8:1-Triumph schürten mit Manfred Eckardt, Hermann Stöcker, Günter Kubisch und Hans-Joachim Walter gleich vier Spieler einen Doppelpack. Die Europacup-Neulinge sorgten mit diesem Spiel für Verblüffung in der gesamten Fußballwelt.
Im anschließenden Viertelfinale bat man den Favoriten und Vorjahressieger West Ham United zu einem heißen Tänzchen. Die Engländer konnten sich nach Hin- und Rückspiel mit 2:1 gegen Magdeburg durchsetzen. West Ham wurde anschließend vom späteren Turniersieger Borussia Dortmund mit 5:2 besiegt.
Europäische Spitze in den Siebzigern
Ein knappes Jahrzehnt später folgte die Sternstunde des FC Magdeburg auf internationaler Bühne. 1969/70 kam der Klub bis ins Achtelfinale des Europokals der Pokalsieger, drei Jahre später ging es erstmals in den Europapokal der Landesmeister. In der Saison 1972/73 hatte der deutsche Verein das Pech, auf einen absoluten Turnier-Favoriten zu treffen. Gegen den späteren Finalisten Juventus Turin verlor man zweimal mit 0:1 und schied aus dem Cup aus.
“Wir waren krasse Außenseiter”
Doch in der Folge-Saison kam dann der große Auftritt des FC Magdeburg im Europapokal der Landesmeister. Mit 0:0 und 2:0 wurde NAC Breda aus dem Weg geräumt, ehe man im Achtelfinal-Hinspiel durch ein 0:2 bei Banik Ostrava vor große Probleme gestellt wurde. Mit dem Rücken zur Wand lieferten die Magdeburger zuhause ein super Leistung ab und führten Mitte der ersten Hälfte mit 1:0. Bis zur 84. Minute blieb es bei diesem Spielstand, ehe Martin Hoffmann den Treffer zum rettenden 2:0 erzielte. In der anschließenden Verlängerung machte Jürgen Sparwasser in der 104. Minute den Deckel drauf und krönte die tolle Team-Leistung mit dem 3:0-Siegtreffer.
In der Runde der letzten Acht spielte Magdeburg gegen Beroe Stara Sagora. Durch ein 2:0 und 1:1 zog man ins erste Europacup-Halbfinale der Vereinsgeschichte ein. Dort wartete Sporting Lissabon, die als Favorit gehandelt wurden. Nach zwei umkämpften Partien schaffte der deutsche Verein nach einem 1:1 und einem 2:1-Sieg den triumphalen Einzug ins Endspiel, wo man auf den AC Mailand traf.
Mit 300 Leuten nach Rotterdam zum Finale
In Rotterdam ging es am 8. Mai 1974 gegen das europäische Schwergewicht um Karl-Heinz Schnellinger und Gianni Rivera. Dabei konnte das DDR-Team nicht auf große Unterstützung hoffen, nur 300 der 8000 Zuschauer waren Magdeburg-Fans. Doch entgegen aller Erwartungen dominierte der FC Magdeburg die Partie und lieferte eine extrem starke Partie ab. Trainer Heinz Krügel zeigte eine taktische Meisterleistung, als er Milans kreativen Dreh- und Angelpunkt Gianni Rivera komplett aus dem Spiel nahm. Beim packenden 2:0-Sieg erzielte Enrico Lanzi in der 40. Minute durch ein Eigentor unfreiwillig den ersten Treffer, ehe Wolfgang Seguin in der 74. Minute den entscheidenden zweiten Treffer nachlegte. „Der 1. FC Magdeburg hat ein beeindruckendes Spiel gezeigt und völlig verdient gewonnen“, erinnert sich DFB-Präsident Wolfgang Niersbach später an das Finale.
Der FC Magdeburg als Dauergast im Europapokal
Von 1972/73 bis 1980/81 spielte der FC Magdeburg zehn Jahre in europäischen Wettbewerben. In dieser Zeit kam es zu vier Teilnahmen im UEFA-Cup und jeweils drei Teilnahmen im Europapokal der Landesmeister und dem Europapokal der Pokalsieger. Nach dem Titelgewinn im Europapokal der Pokalsieger nahm man 1974/75 und 1975/76 zweimal im Vorgänger der Champions League, dem Europapokal der Landesmeister teil.
Als Vorjahressieger im Europapokal der Pokalsieger und im Europapokal der Landesmeister waren Magdeburg und Bayern München 1974/75 direkt für das Achtelfinale qualifiziert. Unglücklicherweise trafen die beiden einzigen verbleibenden deutschen Teams dort im direkten Duell aufeinander. Die Münchner setzten sich in zwei ausgeglichen Partien mit 3:2 und 2:1 durch, gewannen danach das Turnier. Beeindruckenderweise war der FC Magdeburg die einzige Mannschaft im Wettbewerb, die den übermächtigen Bayern ein Tor einschenken konnte. Das Jahrhundert-Team um Beckenbauer, Müller und Schwarzenbeck gewann den Cup von 1973/74 bis 1975/76 dreimal in Folge. Magdeburg flog in der Folgesaison hingegen bereits in der ersten Runde unglücklich aus dem Wettbewerb, wurde von Malmö nach Unentschieden in Hin- und Rückspiel im Elfmeterschießen geschlagen.
Im UEFA-Cup kam der deutsche Erstligist 1976/77 und 1977/78 jeweils ins Viertelfinale, gegen Juventus Turin und PSV Eindhoven war allerdings Schluss. Im zweiten Turnier schaltete Magdeburg in der Runde der letzten 16 den FC Schalke mit 4:2 und 3:1 aus. In den folgenden Jahren kam der dreifache DDR-Meister nur bis in die Vorrunden des Cups.
Am Europapokal der Pokalsieger nahm der 1. FC Magdeburg 1978/79 nach fünfjähriger Abstinenz erstmals seit dem Titelgewinn wieder teil. Im Viertelfinale musste man nach einem 2:1 und einem 2:4 die Segel streichen. Ähnlich knapp gewann der FC Arsenal in der Folgesaison gegen die Magdeburger, die Achtelfinal-Partien gingen 1:2 und 2:2 aus. Die bis dato letzte Teilnahme am Wettbewerb zog eine schmerzhafte Niederlage nach sich. Bereits in der ersten Runde traf der FC Magdeburg auf den Rekordsieger FC Barcelona. Die Katalanen um Diego Maradona und Bernd Schuster erteilten dem Underdog eine Lehrstunde, als sie auswärts in Magdeburg mit 5:1 gewannen und auch das Rückspiel im Camp Neu mit 2:0 für sich entschieden.
Die Wiedervereinigung führt zum sportlichen Untergang
Mit dem Mauerfall und der anschließenden Wiedervereinigung begann für die Magdeburger eine extrem bittere Zeit. Durch die Neustrukturierung der Ligen rutschte man zur Saison 1990/91 von der Oberklasse der DDR in die Oberliga-Nordost, ein Äquivalent zur 3. Liga. Der dritte Platz in der Saison 1989/90 berechtigte zur bis dato letzten Europacup-Teilnahme.
Nach dem 1:0 über Rovaniemi PS hatte der FC Magdeburg im UEFA-Cup-Achtelfinale wieder einmal einen extrem starken Gegner vor sich. Einem überragenden Girondins Bordeaux um Bixente Lizarazu und Didier Deschamps bot man einen guten Kampf. Letztlich gewannen die favorisierten Franzosen aber jeweils mit 1:0 in Hin- und Rückspiel und zogen in die nächste Runde ein. Seit dieser Saison kamen die Magdeburger nicht mehr in die zweite oder erste Liga, konnten sich dementsprechend nicht für den Europacup qualifizieren.