Saufen und kicken – diese Fußball-Legenden zerstörten ihr Leben durch Alkohol

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Paul Gascoigne

Wer im Profi-Sport etwas erreichen will, muss viel Disziplin aufbringen und kontinuierlich an sich arbeiten. Rauschmittel sind dabei sowohl für Körper als auch Karriere buchstäblich Gift. Einige der bekanntesten Fußballer unterlagen dennoch den Verführungen des Alkohols. Die folgende Liste beinhaltet fünf Akteure, die an der Droge zugrunde gingen.

1Garrincha – Dribblingphänomen ohne Happy End

Garrincha

In Brasilien heißt es, Pelé wird zwar geschätzt, aber Garrincha wird vergöttert. Diese Aussage beschreibt den Stellenwert des hochtalentierten Offensivspielers wohl ziemlich gut. Garrincha wurde mit unterschiedlich langen Beinen geboren, die einer Fußballkarriere normalerweise im Weg stehen würden. Doch der Brasilianer nutzte diesen augenscheinlichen Nachteil zu seinen Gunsten aus und perfektionierte eine vollkommen neue Art des Dribblings. Er war als verspieltes Schlitzohr bekannt, erfand und entwickelte zahlreiche Tricks und Finten und ließ seine Gegner reihenweise stehen. Garrinchas Stern ging bei der WM 1958 auf, als er der ganzen Welt sein Talent offenbarte und sein Land zum Weltmeister krönte.

Garrincha zeugte über ein Dutzend Kinder

Doch dem „Engel der krummen Beine“ fehlten im echten Leben die Intelligenz und Besonnenheit, die er auf dem Rasen zeigte. Frauengeschichten, Autounfälle und Saufgelage zeugen von seiner Leichtlebigkeit. Parallel dazu war er unfassbar erfolgreich mit Brasilien, verlor nur eins von 50 Länderspielen und gewann dreimal den WM-Pokal. Doch Garrincha bekam sein Privatleben einfach nicht in den Griff. Er verließ seine Frau und seine sechs Kinder, um mit einer als verrucht geltenden Sängerin durchzubrennen. 1983 starb er bitterarm an einer Alkoholvergiftung, hinterließ der Nachwelt mindestens 14 Kinder.

2George Best – Koryphäe am Ball und am Glas

George Best

George Best gilt als talentiertester Fußballer, den die Premier League jemals hervorgebracht hat. „Er ist der größte britische Fußballer von allen“, adelte ihn Trainer-Legende Sir Alex Ferguson einmal. Der dribbelstarke Flügelspieler hätte mit seinem Glamour auf und neben dem Platz perfekt in Real Madrids Konzept der Galatischen gepasst. 1968 gewann Best mit Manchester United einen Europacup und wurde mit dem Ballon D’Or ausgezeichnet.

Die Leichtlebigkeit forderte ihren Preis

Leider war der Ire nicht nur im Offensivspiel absolute Spitzenklasse, sondern konnte auch wie ein Weltmeister trinken. Seinem bedenklichen Alkoholkonsum begegnete er stets mit Humor: „Ich habe mit dem Trinken aufgehört. Aber nur wenn ich schlafe.“ Leider konnte sein Körper nicht so scherzhaft mit den Folgen dieses destruktiven Trinkverhaltens umgehen: Im Dezember 2005 starb George Best an multiplem Organversagen. „Ich werde ihn immer als besten Fußballer der Welt in Erinnerung behalten“, erklärte Ex-Bayern-Profi Mark Hughes nach seinem Tod ehrfürchtig.

3Branco Zebec – Zwischen Trainergenie und Wahnsinn

Branko Zebec

In den Sechzigern und Siebzigern war Zebec einer der besten Trainer der Welt und ein Erfolgsgarant für fast jedes seiner Teams. Der Kroate ging nach dem Gewinn des Messepokals und einer erfolgreichen Zeit bei Dinamo Zagreb zum FC Bayern. Dort angekommen holte er 1968/69 in seiner Debüt-Saison das allererste Double der Bundesliga-Geschichte. Doch die Spieler kamen mit der rauen Art des Coaches nicht klar, woraufhin die Zusammenarbeit in München beendet wurde. Zebec ging daraufhin zu Braunschweig und machte den Underdog zum Favoritenschreck, der kurzzeitig auf dem zweiten Tabellenplatz gastierte. Doch auch hier waren Trainer und Vereinsführung nicht so recht im Einklang, weshalb der Kroate zum HSV wechselte.

Saufeskapaden auf der Trainerbank

Dort angekommen führte er den Klub an die Tabellenspitze, hatte aber parallel zum sportlichen Erfolg erschreckende alkoholbedingte Aussetzer. Gegen Dortmund musste er mit 3,25 Promille von der Trainerbank genommen werden, man setzte ihn zum Ausnüchtern in den Mannschaftsbus. Auch hier kam der Bruch zwischen Verein und Coach nach einigen Saisons, die Spieler waren schockiert vom Verhalten ihres Trainers. Zebec stand zeitweise benebelt in der Kabine und brachte als taktischen Kniff nur den Befehl „Spielt Fußball!“ heraus. Schlussendlich wechselte er zum BVB, wo sein Alkohol-Problem den Höhepunkt erreichte. Er brillierte als Trainer und führte die Dortmunder zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder ins internationale Geschäft. Gleichzeitig fiel er aber auch sturzbetrunken von der Trainerbank. Schlussendlich beendete er seine Karriere einige Jahre später und starb 1988 an den Folgen seines Alkoholmissbrauchs in Zagreb.

4Socrates – Umsicht auf dem Platz, Unvernunft daneben

Socrates

Der Brasilianer ist bis heute einer der intelligentesten und umsichtigsten Spieler, die der Fußball je hervorgebracht hat. Als Gehirn und Kapitän des brasilianischen Nationalteams führte der Mittelfeldspieler seine Nation bei den Weltmeisterschaften 1982 und 1986 auf den Rasen. Seine Mannschaft gewann zwar nie einen großen Titel, gilt aber gemeinsam mit Pelés und Garrinchas dreifachem WM-Siegerteam als beste Selecao in der Geschichte Brasiliens. Dies lag hauptsächlich an den „fantastischen Vier“ um Socrates und Zico im Mittelfeld. Der Taktgeber erzielte für Brasilien in 60 Spielen 22 Tore und ist eine absolute Ikone in seiner Heimat.

Der Wunsch nach dem perfekten Tod

Doch Alkohol- und Tabakkonsum überschatteten die Karriere des Kreativspielers, der laut eigener Angabe zu seiner aktiven Zeit 20 Zigaretten am Tag rauchte. Dabei war Socrates auch abseits des Rasens ein echtes Vorbild. Der Brasilianer verließ sich nicht nur auf sein Talent, sondern war zudem studierter Arzt, sein offizieller Titel war Doktor Socrates. Zudem war ihm Demokratie sehr wichtig, er setzte immer wieder Zeichen gegen Brasiliens Militärdiktatur. Doch Socrates kam einfach nicht von seinem Alkoholkonsum los. 2011 verstarb er an den Folgen einer durch eine Darminfektion verursachte Blutvergiftung. „Ich möchte an einem Sonntag sterben und Corinthians soll Meister werden“, sagte der Mittelfeld-Stratege einmal in einem Interview. Socrates starb an einem Sonntag, wenige Stunden nach seinem Tod gewann Corinthians die Meisterschaft.

5Paul Gascoigne – Von Englands Heiland zum Drogenwrack

Der Engländer gilt als extrovertierte Persönlichkeit, machte gerne Späße und war im Pub bei jeder Runde mit von der Partie. Gascoigne galt als Englands größte Hoffnung bei der WM 1990, führte die Three Lions mit seinem Ideenreichtum und Kampfgeist bis ins Halbfinale gegen Deutschland. Vor dem Spiel wanderte er nachts schlaflos im Hotel herum und begann spontan ein Tennis-Match mit Touristen. England verlor anschließend im Elfmeterschießen, dieser Tag war die Geburtsstunde von Gascoignes Niedergang. In den Folgejahren litt er an massiver Schlaflosigkeit, nahm deswegen regelmäßig Alkohol und Tabletten zu sich. Auch in seiner Freizeit trank Gascoigne aus reiner Langeweile, wo andere Hobbys hatten, griff er zur Flasche. Dies resultierte in diversen Skandalen, so schlug der Nationalspieler seine Frau zwei Monate nach der Heirat krankenhausreif.

Vier Flaschen Whisky und 16 Linien Koks am Tag

Doch trotz seiner Undiszipliniertheit und Eskapaden abseits des Rasens blieb Gazza ein absolut begnadeter Fußballer. Im Jahre 2002 trank er vor einem Spiel mit Everton dreieinhalb Flaschen Wein, zwei dreifache Brandys und nahm 13 Schlaftabletten. Am nächsten Morgen konnte er sich nicht mehr an die Partie erinnern. Nur die leere Champagner-Flasche neben seinem Bett zeugte von Gascoignes Leistungen, sie war ihm als Belohnung für die Wahl zum Man of the Match übergeben worden. Gegen Ende seiner Karriere spielte er in der sechsten Liga und war körperlich und mental komplett am Ende. Laut eigener Aussage genehmigte sich der Engländer zu dieser Zeit täglich „vier Flaschen Whisky und 16 Linien Koks“. Es folgte Entzug um Entzug, er bekam sein Leben jedoch einfach nicht in den Griff. Gascoigne wurde schlussendlich in eine Entzugsklinik in die USA geschickt. Es war die schlimmste Zeit seines Lebens, erklärte er 2013 nach seiner Entlassung: „Ich habe das durchgemacht, den Tod. Ich war tot.“ Trotz dieser schlimmen Erfahrung kommt der 49-Jährige einfach nicht vom Alkohol los, wurde 2017 erneut in eine Entzugsklinik eingeliefert.