Francesco Totti – Der Kaiser von Rom

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Francesco Totti

Es ist tatsächlich soweit: Francesco Totti tritt nach 25 Jahren von der großen Bühne des Profifußballs ab. In der Geschichte des Fußballs gab es wohl keinen einzigen Spieler, der so für seinen Verein stand wie der Italiener. Nach 842 Spielen, 316 Toren und 134 Vorlagen beendet der Kapitän des AS Rom nun wohl seine aktive Karriere. Ein guter Zeitpunkt, um auf die größten Momente und Karrierehöhepunkte von Totti zurückzublicken.

Schon in seiner Jugend war der gebürtige Römer extrem talentiert und gleichermaßen riesiger Fan des AS Rom. Seine fußballerischen Qualitäten wurden bereits früh erkannt, auch außerhalb der italienischen Hauptstadt weckte der kleine Francesco das Interesse großer Vereine. Als der AC Mailand vor der Tür der Tottis stand, erklärte die Mutter, ihr Sohn werde nur für den AS Rom spielen. Auch das Vertragsangebot des Lokalrivalen Lazio Rom wurde abgewiesen. Stattdessen durchlief das Talent alle Jugendabteilungen des AS Rom. Am 28.03.1993 gab Totti mit 16 Jahren dann sein Debüt für die Roma.

Gladiator in der ewigen Stadt

Totti Graffiti Rom

Zu Beginn der Karriere von Francesco Totti war der AS Rom eher ein mittelmäßiger Verein in Italien. Die Römer pendelten in den Neunzigern zwischen dem fünften und zehnten Tabellenplatz in der Serie A. Doch mit dem sportlichen Aufstieg von Totti begann auch für den Hauptstadt-Verein eine goldene Zeit. Um die Jahrtausendwende etablierte sich die Roma in einer der stärksten Ligen aller Zeiten als absolutes Top-Team. 2000/01 führte Totti seinen Herzensklub als Kapitän nach einer grandiosen Saison zur Meisterschaft. Damit bescherte der brillante Spielmacher dem AS Rom den ersten Ligatitel seit 18 Jahren und den insgesamt dritten der Vereinsgeschichte. In den Jahren 2000 und 2003 wurde Totti trotz Konkurrenten wie Alessandro del Piero und Paolo Maldini zu Italiens Fußballer des Jahres gewählt. Zu dieser Zeit galt Totti als einer der besten Spieler der Welt. Zahlreiche Top-Klubs jagten den variablen Offensivspieler mit lukrativen Angeboten, Real Madrid wollte den Italiener unbedingt für ihre Galacticos. Doch der Römer sagte allen europäischen Schwergewichten ab und blieb bei seinem Herzensverein.

Mit Konkurrenten wie dem AC Mailand, Juventus Turin und Inter Mailand konnte sich der AS Rom in den Folgejahren nicht mehr den ersten Platz in der Liga sichern. Doch nach der WM 2006 brillierte Totti wieder einmal individuell, gewann 2006/07 den europäischen goldenen Schuh nach 26 Treffern in der Liga. In der gleichen Saison führte er seinen Verein zum italienischen Pokalsieg, räumte in Halbfinale und Finale den AC und Inter Mailand aus dem Weg. Auch in der nächsten Saison bezwang man Inter im Cup-Finale und sicherte sich den Titel. Auch international sorgte Totti noch im Spätherbst seiner Karriere für Aufsehen, als er 2014 im Alter von 38 Jahren und drei Tagen zum ältesten Torschützen der CL-Geschichte wurde. Zudem hält Totti den Rekord als jüngster Kapitän in der Serie-A-Geschichte, bekam die Binde schon mit 22 Jahren. Von 1998 bis 2017 führte er die Römer 19 Jahre lang auf den Platz.

WettbewerbSpieleTore VorlagenTitel
Serie A618250921
Champions League5717120
UEFA-Cup/Europa League421180
Coppa Italia591862
Supercoppa TIM5132
Europa League Quali4102/

MVP im Nationaldress

Im Trikot der Italiener konnte Totti in 57 Partien 9 Tore und 11 Vorlagen für sich verbuchen. Dabei war er gerade in den wichtigen Spielen zur Stelle, gab allein bei Weltmeisterschaften 6 Assists in 11 Spielen. Nach seinem Debüt am 10.10.1998 gegen die Schweiz ging es für den Youngster schnell bergauf. Bereits zwei Jahre später wurde er im Finale der EM 2000 gegen Frankreich als Man of the Match ausgezeichnet. Die Franzosen gewannen das Spiel allerdings mit 2:1 nach Verlängerung. 2002 kam Italien bei der WM dann überraschenderweise nur bis ins Achtelfinale. Bei der dubiosen 1:2-Niederlage wurde Francesco Totti gegen den Gastgeber Südkorea zu Unrecht vom Platz gestellt. Vorher gab er die Vorlage zum einzigen Treffer der Italiener. Auch die anschließende EM verlief extrem bitter für La Nazionale. Als einer der Top-Favoriten schied das Team bereits in der Gruppenphase aus, der Roma-Kapitän spielte dabei nur eine einzige Partie.

Rücktritt auf dem Höhepunkt

Bei der WM 2006 war es neben der überragenden Defensive der Italiener auch Francesco Totti, der das Team des vierfachen Weltmeisters zum Erfolg führte. Trotz Verletzungsproblemen war er in wichtigen Momenten stets zur Stelle. In der Gruppenphase steuerte der Angreifer gegen Ghana und Tschechien je einen Assist bei, am Ende winkte der Gruppensieg. Im Achtelfinale verwandelte Totti einen Elfer gegen Australien zum Siegtreffer. Anschließend gab er beim 3:0 über die Ukraine zwei Assists und sorgte somit für den Halbfinaleinzug. Auch gegen die deutsche Elf lieferte Totti ab, die Italiener rächten sich dann im Finale an Frankreich und gewannen die Weltmeisterschaft. Das Endspiel war die letzte Partie des Roma-Kapitäns für sein Land. Er verkündete wie Alessandro del Piero nach dem Turnier seinen Rücktritt.

Ein Drecksack mit dem Herzen am rechten Fleck

Francesco Totti sorgte auf dem Platz allerdings nicht nur für positive Schlagzeilen, hatte auch eine ganz andere Seite. Der Offensivspieler gilt als Schwalbenkönig, der gerne auch mal ohne Kontakt abhebt. Zudem flog Totti in seiner Karriere 16 Mal vom Platz, 13 Mal davon mit glatt Rot. Sein extrem grobes Foul an Carsten Ramelow in der CL-Saison 2004/05 sorgte für Entsetzen bei allen Anwesenden und für verdammt große Schmerzen beim Betroffenen. Leverkusen-Coach Klaus Augenthaler beschrieb das Tackling in den Rücken seines Spielers schlicht als „Mordanschlag“. Bei der EM 2004 spuckte Totti seinem dänischen Gegenspieler Christian Poulsen mitten ins Gesicht. Im Nachhinein bat der Italiener demütig um Verzeihung, er habe sich bei der Aktion selbst nicht wiedererkannt.

Francesco Totti Champions League

Francesco Totti hat in Italien den Ruf, eher von schlichtem Gemüt zu sein. Man amüsiert sich deshalb gerne auf Kosten des Offensivspielers, unsinnige Interview-Antworten waren der Auslöser für diesen Trend. Doch statt deswegen eingeschnappt zu sein, bewies Totti Klasse. Unter dem Titel ‘Tutte le Barzellette su Totti raccolte da me’ (Alle Totti-Witze von mir gesammelt) veröffentlichte er ein Buch, das Witze über seine Person beinhaltete. Hier ein Auszug aus dem Machwerk: ‘Der magische Spiegel. Ein magischer Spiegel wurde entdeckt, der jeden verschwinden lässt, der sich vor ihn stellt und lügt. Gennaro Gattuso, Christian Vieri und Francesco Totti wollen das austesten und stellen sich vor den Spiegel. Gattuso: „Ich denke, ich bin der hübscheste Mann Italiens“ – Er verschwindet. Vieri: Ich denke, ich bin der beste Spieler der Welt“ – Er verschwindet. Totti: „Ich denke…“ – Er verschwindet.’ Nicht nur, dass Totti damit eine gehörige Portion Selbstironie bewies, er nutzte den Wälzer zudem einem guten Zweck. Einen großen Teil des Erlöses spendete die Roma-Legende der UNICEF. Die beiden Bände bescherten der wohltätigen Organisation insgesamt 371.000 Euro.

Was macht Francesco Totti jetzt?

Seit 2005 ist Totti mit der italienischen Entertainerin Ilary Blasi verheiratet, das Paar hat einen Sohn und zwei Töchter. Die Pläne für die Zukunft des Offensivspielers sind bisher noch offen. In einem Interview gab Totti aber zu verstehen, dass er sich vom Fußball nicht komplett distanzieren wird: „Meine Liebe für den Fußball vergeht nicht. Meine Leidenschaft ist so tief, dass ich nicht daran denken kann, sie nicht weiter zu nähren.“ Eine Trainer- oder Manager-Tätigkeit liegt wohl im Bereich des Möglichen. Genaueres werden wir wohl im Laufe des Jahres erfahren. Auch die Fortführung der aktiven Karriere liegt im Bereich des Möglichen, allerdings wohl nicht mehr bei seiner Roma. So oder so ist eine Sache klar: Der Fußball und Francesco Totti werden auch nach 25 Jahren keine getrennten Wege gehen.