Pierre Michael Littbarski wird am 16. April 1960 in West-Berlin geboren. Er wächst größtenteils bei seinen Großeltern auf – sein Großvater ist dann auch derjenige, der Littis fußballerische Laufbahn in die Wege leitet und ihn im Alter von 7 Jahren beim Berliner Fußballverein VfL Schöneberg anmeldet. Mit 14 Jahren bekommt der spätere Fußball-Weltmeister seinen ersten „WM-Einsatz“. Bei der WM 1974 kommt er als Balljunge beim Spiel der DDR gegen Chile zum Einsatz. Über das fußballerische Talent des jugendlichen Pierre Littbarski herrschen noch unterschiedliche Meinungen – ein Probetraining bei Hertha BSC kommentiert ein damals Verantwortlicher wie folgt: „Hey, wat willstn mit dem, gebt dem erstmal ne Butterschnitte damit der ein bisschen wächst“. Mit 16 Jahren wechselt Littbarski zur „kleinen Hertha“ – namentlich Hertha Zehlendorf die damals in der höchsten Jugend-Liga spielte und im Sommer 1978 den großen 1. FC Köln auf dem Weg ins Finale der A-Jugendmeisterschaft besiegte. Littbarski spielte stark und kurze Zeit später bekam er einen Anruf aus Köln von Manager Karl-Heinz Thielen.
Gladbach-Fan startet seine Karriere beim 1. FC Köln
Mit 18 Jahren wechselte Pierre Littbarski für eine Ablösesumme von 13.000 € von Hertha Zehlendorf zum 1. FC Köln. Die zwischenzeitlich in Berlin begonnene Ausbildung zum Finanzbeamten brach Littbarski daraufhin für eine Karriere als Fußballer ab. Für den bekennenden Gladbach-Fan war es zunächst nicht leicht sich im Team durchzusetzen. Als Roger von Gool wegen Littbarski die Bank drücken musste sagte dieser zu ihm: „Heute machst Du Dein letztes Spiel!“. Dazu muss man wissen, dass von Gool nicht irgendwer war. Der zur damaligen Zeit belgische Nationalspieler war der erste Millionen Einkauf der Bundesligageschichte. Er wechselte 1976 für 1 Million DM vom FC Brügge an den Rhein.
»Heute machst Du Dein letztes Spiel!«
– Roger van Gool zum 18-jährigen Pierre Littbarski
Sein erstes Spiel für den 1. FC Köln machte Pierre Littbarski am 26.08.1978 auf dem Betzenberg in Kaiserslautern – ganze 76. Minute dauerte Littis Bundesliga-Debut. Der nächste Einsatz folgte zwei Wochen später über die vollen 90 Minuten gegen den Lokalrivalen aus Düsseldorf – Pierre Littbarski dankte es mit seinem ersten Bundesligatreffer der seinem Team einen Punkt sicherte. In seiner ersten Saison macht Litti schon 16 Einsätze mit 4 Toren und avancierte in der darauffolgenden Saison 1979/80 zum Stammspieler.
In der Bundesliga blieb der 1.FC Köln der einzige Verein für den Pierre Littbarski die Fußballschuhe schnürte – mit 474 Pflichtspieleinsätzen und 128 Toren gehört er zu den Rekordspielern des FC und rangiert hinter Toni Schumacher und Wolfgang Overath an dritter Stelle. Mit einer kurzen einjährigen Unterbrechung beim Racing Club Paris 1986/1987 spielte er insgesamt 14 Jahre für den FC. Da er sich bei Racing nicht wohl fühlte wechselte er nach einer Spielzeit wieder zurück nach Köln. Die Ablösesumme übernahm Pierre Littbarski höchstpersönlich.
Talk mit Pierre Littbarski
Weltmeisterschaft´90: Die Krönung seiner Karriere
Seinen größten Erfolg auf Vereinsebene war der Sieg des DFB-Pokals – ausgerechnet gegen den Stadtrivalen Fortuna Köln und Pierre Littbarski schoss das entscheidende Tor zum 1:0 Sieg. Ansonsten blieben nationale Titel aus – drei Mal wurde Litti mit Köln Deutscher Vize-Meister. International spielte Littbarski gleich in seiner ersten Saison 1978/79 beim 1. FC Köln im Europapokal der Landesmeister – die Kölner schafften es bis ins Halbfinale wo sie gegen Nottingham Forest den Kürzeren zogen. Litti machte im Europapokal der Landesmeister drei Spiele und ein Tor. Größter internationaler Erfolg war 1986 der Einzug in das UEFA-Pokalfinale, welches die Geißböcke allerdings gegen Real Madrid nach einem 2:0 Hinspielsieg mit 1:5 verloren.
Pierre Littbarski und Thomas Häßler bestellen in einer Kneipe: „Zwei Kurze!“ Sagt der Kellner: „Seh ick, aber wat wollt ihr trinken?“
Die Krönung seiner Karriere folgte mit der Nationalmannschaft 1990. Nachdem Littbarski mit der deutschen Nationalelf 1982 und 1986 „nur“ Vize-Weltmeister wurde reichte es bei der WM in Italien als 30-jähriger Kicker zum Weltmeister-Pokal – dem zweiten und letzten Titel seiner Profi-Karriere. Und Littbarski hatte entscheidende Anteile am Sieg – er kam außer im Halbfinale gegen England in jedem Spiel zum Einsatz, das Achtel-, Viertelfinale und das Finale gegen Argentinien spielte er über 90 Minuten durch.
Trainer Littbarski wird zum Weltenbummler – im Iran flieht er nach kurzer Zeit
Im Sommer 1993 beendete Pierre Littbarski seine aktive Laufbahn im Profi-Fußball, spielte aber noch vier Jahr in Japan bei United Chiba und Brummell Sendai in der J1 League – der obersten japanischen Liga. Anschließend beginnt sein buntes Trainerleben welches ihn über drei Kontinente verschlägt. Das er überhaupt überall auf der Welt arbeitet kann, angefangen mit seinem Wechsel nach Japan, verdanke er seinem Wechsel in den 80er Jahren zu Racing Paris. „Das hat mir die Augen geöffnet und das Interesse für neue Kulturen geweckt.“
Seine erste Trainerstation ist der japanische Erstligist Yokohama FC, bei dem er zwei Mal anheuert und insgesamt gut vier Jahre unter Vertrag steht. In den ersten beiden Jahren holt er direkt zwei Meisterschaften. Als Co-Trainer von Berti Vogts bei Bayer Leverkusen kehrt er 2001 zurück in die Bundesliga. Es folgt ein Engagement beim MSV Duisburg welches Litti wegen der klammen Kassen in einem 11 Freunde-Interview als Todgeburt bezeichnete. Anschließend Rückkehr nach Japan zu Yokohama FC, dann ein Abstecher nach Australien zum Sydney FC mit dem Littbarski die Meisterschaft gewinnt und 2007 zurück nach Japan zum Avispa Fukuoka. Was dann folgte bezeichnet Littbarski als „Höllentrip“.
„Mir ging echt die Muffe“
Beim iranischen Erstligisten Saipa heuerte er im Sommer 2008 an. Schnell geriert er zwischen die Fronten, da sich sein Klubchef Hamid Sadschadi mit dem iranischen Nationaltrainer Ali Daei anlegte – einem nationalen Heiligtum schlechthin im Iran. Die Konsequenzen bekam Littbarski schnell zu spüren. Der iranische Sicherheitsappart bedrohte und überwachte ihn. Hinter seinem Spiegel fand er zunächst eine Überwachungskamera. Kurze Zeit später bekamen er und sein Co-Trainer die Reisepässe abgenommen. Nur unter dem Vorwand, dass er seine Frau in Dubai besuche bekam er seinen Pass wieder – und floh. Auf sein ausstehendes Restgehalt verzichtete er. Nach einem weiteren Engagement in Liechtenstein beim FC Vaduz ist Littbarski mittlerweile sesshaft geworden. Seit 2010 ist er beim VfL Wolfsburg angestellt, wohnt mit seiner Frau in Wolfsburg und ist seit einigen Jahren in verschiedenen Rollen – zuletzt als Markenbotschafter – bei den Wolfsburgern tätig.