Thierry Henry – Der König von London

5053
Thierry Henry New York Red Bulls

Wenn von den größten Stürmern aller Zeiten die Rede ist, werden immer wieder Namen wie Ronaldo und van Basten laut. Und ein bestimmter Offensivspieler findet in dieser Auflistung fast immer Erwähnung: Frankreichs Sturm-Legende Thierry Henry. Der Mann mit der Nummer 14 hat alles gewonnen, was man gewinnen kann, die schönsten Tore erzielt, die man erzielen kann und ist einer der komplettesten Angreifer der Fußballgeschichte. „Er kann Dinge, die nicht einmal Ronaldo kann. Wenn er in Torlaune ist, stoppt ihn niemand. Er ist nicht wie andere Stürmer“, erklärte Ex-ManU-Star Alan Smith einmal ehrfurchtsvoll.

Thierry Daniel Henry wurde am 17. August 1977 in Les Ulis nahe Paris geboren. Sein Talent wurde schon früh in Les Ulis entdeckt, bald kickte er beim FC Versailles. Im Jahre 1990 sicherte sich der AS Monaco bereits im Voraus die Dienste des damals 13-jährigen. Bis 1993 trainierte Henry noch im nationalen französischen Trainingszentrum, ehe er im Alter von 17 Jahren offiziell zu den Monegassen wechselte.

Vielversprechende Anfänge in Frankreich und herbe Dämpfer in Italien

1994 gab der Youngster sein Debüt in der Ligue 1, sein damaliger Trainer war ein gewisser Arsene Wenger. Von 1994 bis 1999 spielte Henry beim AS Monaco, wurde seinem Ruf als Top-Talent gerecht. 1996/97 absolvierte der Flügelspieler seine erfolgreichste Saison, schoss neun Treffer und wurde als bester Nachwuchsspieler ausgezeichnet. In der Winterpause 1998/99 wechselte Henry dann zum europäischen Schwergewicht Juventus Turin.

Dort lief es für den Franzosen aber alles andere als rund, er kam mit dem System nicht zurecht. Unter Carlo Ancelotti musste Henry zeitweise als Außenverteidiger ran, beackerte auch mal die komplette linke Seite. Der Offensivspieler konnte seine Stärken in Turin nie richtig entfalten, bereits nach acht Monaten war das Kapitel Juve für den Offensivspieler beendet. Zur Saison 1999/2000 ging Thierry Henry zum FC Arsenal, den sein ehemaliger Trainer Arsene Wenger inzwischen coachte.

Aufstieg in die Riege der Top-Stars

Bereits in seiner ersten Saison in England wusste der Rechtsfuß zu beeindrucken, als er die Gunners im UEFA-Cup mit sieben Treffern in sieben Spielen ins Finale schoss. Dort verlor man gegen Galatasaray Istanbul unglücklichem Elfmeterschießen, nachdem die reguläre Spielzeit mit 0:0 endete. In den folgenden Jahren machte Henry sich einen Namen auf europäischer Ebene, indem er Arsenal in der CL zeitweise alleine am Leben erhielt. 2000/01 sicherten seine Scorerpunkte dem Londoner Spitzenklub fünf von acht Zählern auf dem Weg ins Viertelfinale, das allerdings knapp gegen den FC Valencia verloren ging. In den nächsten beiden Saisons erreichte Arsenal keine K.O.-Runde mehr.

Dafür war der Verein auf nationaler Ebene umso erfolgreicher: 2001/02 gewann man die Meisterschaft und den Pokal, 2002/03 gab es den zweiten FA-Cup in Folge. Insbesondere Thierry Henry hatte großen Anteil am Gewinn der Premier League, seine Tore gegen Manchester United, Everton, Liverpool und Chelsea brachten wichtige Punkte. Am Ende der Meistersaison wurde der Stürmer mit 24 Treffern Torschützenkönig. 2002/03 holte er sich sogar den goldenen Schuh als bester Torjäger Europas und landete bei der Wahl zum Weltfußballer auf dem zweiten Platz hinter Zinedine Zidane. Doch sowohl der FC Arsenal als auch Thierry Henry waren noch nicht am Maximum angelangt, ihr absolutes Meisterstück folgte im Jahr darauf.

The Invincibles

Die Saison 2003/04 sollte in die Geschichtsbücher eingehen, der FC Arsenal legte eine im englischen Fußball nie dagewesene Dominanz an den Tag. Der Londoner Spitzenklub verlor kein einziges seiner 38 Premier-League-Spiele und gewann die Meisterschaft souverän. Der überragende Mann war dabei wieder einmal Thierry Henry. Er hielt die unglaubliche Serie durch wichtige Treffer gegen Portsmouth, Newcastle, Liverpool, Charlton, Manchester United und Bolton fast im Alleingang am Leben. Saisonübergreifend blieb Arsenal unfassbare 49 Liga-Spiele ungeschlagen, in dieser Zeitspanne schoss der Angreifer 39 Tore und bereitete 24 Treffer vor. In neun Partien sammelte Henry dabei drei oder mehr Scorerpunkte. Besonders erwähnenswert sind hier sein Hattrick beim 4:2 gegen Liverpool, sein Tor und Assist-Harrick gegen Sunderland sowie sein Viererpack gegen Leeds United.

Auch international machten sich die Gunners wieder einen Namen, 2003/04 schoss man Inter mit einem 5:1-Auswärtstriumph aus dem San Siro, Henry steuerte einen Weltklasse-Doppelpack zu diesem Sieg bei. Im Viertelfinale war dann allerdings gegen den FC Chelsea Schluss. Zur Saison 2005/06 wurde der Franzose zum Kapitän des FC Arsenal ernannt, zementierte seine Führungsposition als Erfolgsgarant in der Champions League umgehend. Im Achtelfinale schoss Henry den einzigen Treffer in Hin- und Rückspiel gegen Real Madrid im Santiago Bernabeu. Von den einzigen beiden Toren im Viertelfinale gegen Juventus Turin bereitete der Mann mit der Nummer 14 eins vor und schoss das andere selbst. Auch im Finale gegen den FC Barcelona legte er Teamkollege Sol Campbell einen Treffer auf, das Endspiel ging allerdings mit 1:2 verloren. Bei der Wahl zum Weltfußballer zog Henry wie im Finale gegen Barcas Ronaldinho den Kürzeren.

Thierry Henry Statue

Nach der Saison 2006/07 wurde bekannt, dass Henry zum FC Barcelona wechseln würde. Die Fans waren traurig, hegten aber keinen Groll gegen ihren Superstar. Mit 228 Treffern in 377 Pflichtspielen ist Thierry Henry der erfolgreichste Stürmer der Vereinsgeschichte. Dabei ist besonders seine Konstanz beeindruckend: In jeder seiner acht Saisons bei den Gunners schoss der Franzose mindestens 17 Tore. Er wurde zweimal Torschützenkönig und belegte 2003 und 2004 den zweiten Platz bei der Wahl zum Weltfußballer. Zudem gewann Henry dreimal die Wahl zu Englands Fußballer des Jahres, was außer ihm noch niemand schaffte. Vor dem Emirates Stadium des FC Arsenal steht seitdem eine riesige Bronzestatue zu Ehren des größten Spielers der Vereinsgeschichte.

Erfolgreiche Zeiten in Spanien

Thierry Henry litt in seiner ersten Saison bei den Katalanen unter Verletzungsproblemen, allgemein verlief die Spielzeit für den Verein nicht optimal. In der Champions League flog man im Halbfinale gegen Manchester, die Liga entschied Real für sich. Doch die Folgesaison sollte dafür alles in den Schatten stellen: Barca gewann 2008/09 als erster und bis dato einziger Verein in der Geschichte alle sechs möglichen Titel in einer Saison. Henry hatte dabei großen Anteil am CL-Sieg, steuerte fünf Treffer und drei Assists bei. Auch in der Liga war der Ex-Gunner entscheidend, schoss 19 Tore in 29 Partien. Er schnürte unter anderem einen Doppelpack beim 6:2-Auswärtssieg gegen Real Madrid. Der FC Barcelona gewann 2008/09 die Champions League, die spanische Liga, die Klub-WM, den spanischen Pokal, den UEFA-Supercup und den spanischen Supercup.

In der folgenden Saison gewann Barca erneut den Ligatitel, musste sich aber im CL-Halbfinale gegen Inter Mailand geschlagen geben. Henry war oft angeschlagen, kam nur in 21 von 38 Ligaspielen zum Einsatz. Nach drei Jahren, zwei Ligatiteln, einer Champions League und einem Pokalsieg war das Kapitel Barcelona für den Mann mit der Nummer 14 beendet. Er wechselte nach der Saison in die USA zu den New York Red Bulls.

Der beste Fußballer in den USA

In Amerika angekommen machte Henry da weiter, wo er in Europa aufgehört hatte. Bereits nach einem Jahr übernahm er die Kapitänsbinde und führte die junge Mannschaft durch die MLS. Da die Spielzeiten in den USA von März bis Oktober gehen, konnte der Franzose zu Beginn nur in der zweiten Saisonhälfte aushelfen. In seiner ersten vollständigen Saison erzielte Henry 14 Tore in 26 Spielen. Nach einer erfolgreichen Zeit bahnte sich im Winter der Saison 2011/12 eine sensationelle Leihe an: Da Arsenal einige Stürmer fehlten und in der MLS gerade keine Pflichtspiele zu absolvieren waren, liehen die New Yorker Henry für zwei Monate an dessen Herzensverein aus.

Thierry Henry Arsenal

In seinem zweiten Debüt für die Gunners wurde der Stürmerstar im FA Cup gegen Leeds United 22 Minuten vor Schluss eingewechselt. Der FC Arsenal spielte zuhause, es stand zu diesem Zeitpunkt 0:0. Thierry Henry bewies wieder einmal seine Klasse, als er den 1:0-Siegtreffer erzielte, der anschließende Jubel im Emirates Stadium war nicht in Worte zu fassen! Der Franzose traf noch zweimal in der Liga, ehe es zurück nach New York ging. Dort etablierte er sich als Topstar der Liga und holte 2012/13 den Supporters Shield. 2014 beendete Henry seine Karriere als Fußballprofi. Der damals 37-Jährige war mit 51 Treffern der zweitbeste Torschütze in der Geschichte der New York Red Bulls, in puncto Vorlagen gehörte ihm mit 42 Assists die Nummer Eins. Thierry Henry gilt bis heute als bester Spieler in der Geschichte der Premier League. Insgesamt schoss er in 790 Pflichtspielen 359 Tore.

Titelgarant für das Nationalteam

Im Alter von 20 Jahren feierte Henry am 11. Oktober 1997 sein Nationalelf-Debüt gegen Südafrika. Bereits ein Jahr später gehörte er zum WM-Kader, schoss drei Tore in sechs Spielen. Die Franzosen gewannen die WM und konnten auch die anschließende Europameisterschaft im Jahre 2000 für sich entscheiden. Hier traf Henry dreimal in fünf Spielen, sein Tor zum 1:1 im Halbfinale gegen Portugal ermöglichte Frankreich die Verlängerung. Bereits in jungen Jahren war der Angreifer maßgeblich an den Titeln der Franzosen beteiligt.

Dann kamen einige maue Jahre für Les Bleus, bei der WM 2002 schoss das Top-Team kein einziges Tor und schied bereits nach der Vorrunde aus. Auch bei der EM 2004 war bereits im Viertelfinale Schluss, Henry schoss dabei zwei Tore in vier Spielen. Lediglich den Confed Cup konnte Frankreich gewinnen, zu verdanken war das vor allem ihrem Star-Stürmer. Thierry Henry wurde Torschützenkönig, Spieler des Turniers und erzielte im Finale gegen Kamerun das Golden Goal zum Titelgewinn.

Bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland trumpfte Henry wieder einmal auf. In sieben Spielen traf er dreimal, schoss unter anderem Brasilien aus dem Wettbewerb. Doch das WM-Finale verlief extrem bitter für die Franzosen, gegen Italien zog man im Elfmeterschießen den Kürzeren. Für Henry war es nach dem CL-Endspiel das zweite große verlorene Finale im Jahre 2006. Bei der EM 2008 und der WM 2010 war der Star-Stürmer nicht fit, kam teils nur zu Kurzeinsätzen. In beiden Turnieren war nach der Vorrunde Schluss. Thierry Henry beendete seine Karriere im Nationalteam nach der WM 2010. Mit 51 Treffern ist er Frankreichs Rekordtorjäger und bis dato der einzige Franzose, der bei vier Weltmeisterschaften zum Einsatz kam.

Erfolge von Thierry Henry

  • 1 x Weltmeister (1998)
  • 1 x Europameister (2000)
  • 1 x Champions-League-Sieger (2008/09)
  • 2 x englischer Meister (2001/02, 2002/04)
  • 2 x spanischer Meister (2008/09, 2009/10)
  • 1 x französischer Meister (1996/97)
  • 1 x Klub-WM (2009/10)
  • 1 x UEFA-Supercup (2008/09)
  • 1 x Supporters Shield (2012/13)
  • 3 x englischer Pokalsieger (2001/02, 2002/03, 2004/05)
  • 1 x spanischer Pokalsieger (2008/09)

Was macht Thierry Henry heute?

Der CL-Sieger und Weltmeister hat eine Tochter mit seiner Ex-Frau Claire Merry und einen Sohn mit seiner aktuellen Freundin Andrea Rajacic. Henry arbeitet seit seinem Karriereende als Experte für Sky Sports, analysiert dort gemeinsam mit englischen Legenden wie Gary Neville und Jamie Carragher Fußballpartien aus verschiedenen Wettbewerben. Doch Henry bleibt dem Rasen trotzdem nicht fern, ist seit August 2016 Co-Trainer des belgischen Nationalteams. Zudem werden immer wieder Stimmen laut, die ihn als Trainer des FC Arsenal wollen. Wer weiß, vielleicht lässt sich Henry für ein drittes Comeback zu seinem Herzensverein gewinnen und löst seinen alten Coach an der Seitenlinie ab. Seine Statue wartet jedenfalls schon an der Arena.