Der im Jahr 1926 von griechischen Kriegsflüchtlingen gegründete Fußballverein ist in der nordgriechischen Hafenmetropole Thessaloniki, beheimatet. PAOK Saloniki ist einer der traditionsreichsten und beliebtesten Fußballteams Griechenlands. Vor allem im Norden des Landes ist PAOK Thessaloniki, so der offizielle Name, unter den Fußballfans die unangefochtene Nummer Eins – eine Vorrangstellung, die der Klub seit Jahrzehnten auch unter den in Deutschland lebenden Griechen genießt. PAOK ist einer von vier Vereinen die noch nie aus Griechenlands oberster Spielklasse abstiegen. Zuletzt sorgten sowohl die Anhänger wie auch der Eigentümer des Vereins für negative Schlagzeilen.
Bewegende Geschichte und ein Doppelkopfadler mit angelegten Schwingen
PAOK Saloniki versteht sich als Nachfolgeverein des im Istanbuler Stadtteils Pera beheimateten und 1875 ins Leben gerufenen Mutterklubs Hermes. PAOKs Gründer waren griechischen, die wenige Jahre zuvor im Zuge der Nachwehen des Ersten Weltkriegs und des Zusammenbruchs des Osmanischen Reiches aus Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, geflüchtet waren. Den byzantinischen Ursprung des Vereins lässt sich sowohl an dem Kürzel PAOK, das für Panthessalonikischer Sportklub der Konstantinopler steht, als auch am Vereinswappen erkennen. Es zeigt einen Doppelkopfadler der im Gegensatz zum Hauswappen des Byzantinischen Reiches jedoch nicht angriffsbereit mit ausgespannten, sondern mit angelegten Schwingen, was Ausdruck der Trauer über Vertreibung und Verlust von Heimat ist, abgebildet ist. Die schwarze Vereinsfarbe steht für die Trauer, die weiße Farbe für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Aufbegehren auf nationaler Ebene
Nachdem der Jahrzehnte andauernde Vorherrschaft der Athener Großklubs (Olympiakos Piräus, Panathinaikos Athen, AEK Athen) begehrte POAK Saloniki erstmalig 1966 gegen den altarivierten Verein Olympiakos Piräus auf. So verweigerte PAOK ihrem Jahrhunderttalent der bereits bei Olympiakos unterschrieben hatte, nicht die Freigabe. Diese charakterliche Standfestigkeit auch gegen Einmischungen des damaligen Sportministers, ist zentral für die Identität des Vereins.
In der Folge war der Aufstieg des aufstrebenden Klubs aus Thessaloniki nicht mehr aufzuhalten. PAOK Saloniki stellt den einzigen Verein im griechischen Fußball der letzten Jahrzehnte, dem es gelungen ist, dem Athener Fußball-Oligopol die Stirn zu bieten. So gewann der Verein zwei Meisterschaften 1976 und 1985 sowie vier Pokalsiege 1972,1974,2001 und 2003. Auf europäischem Parkett blieben größere Erfolge bisher aus. Zumeist scheiterte man in den Qualifikationsrunden der UEFA Champions League. Immerhin gelang es PAOK Saloniki sowohl in der Saison 2010/11 als auch 2011/12 die Gruppenphase der Europa League zu überstehen und konnte dabei Achtungserfolge gegen Fenerbahce Istanbul oder die Tottenham Hotspurs feiern.
Steuerschuldenerlass für Putin-Freund und Weigerung zum Spielantritt
Eigentümer von PAOK Saloniki ist seit 2012 der Putin-Freund und Tabak-Miliardär Ivan Savvides. Savvidis, der griechische Wurzeln hat, aber kein Griechisch spricht. Er ist ein entschiedener Verfechter von engeren Verbindungen zwischen Griechenland und Russland und wollte bereits 2010 das Griechenland sich statt an die Euro-Partner, lieber an Russland wegen Finanzhilfen wenden sollte. Anfang 2015 erlass die griechische Regierung überraschend PAOK über 20 Millionen Euro Steuerschulden. Im April 2016 sorgte Savvides der auch Klubpräsident ist, erneut für Aufsehen. Er verweigerte seinem Verein zum Pokal-Halbfinale anzutreten, als Reaktion auf Strafen des griechischen Verbands aufgrund von Fanausschreitungen.
Toumba Stadion – Spielstätte von PAOK Saloniki
Die Spieler vom PAOK Saloniki tragen ihre Heimspiele bereits seit 1959 im altehrwürdigen Toumba-Stadion aus. Benannt ist es nach dem Stadtteil Toumba. Das Stadion ist das größte private und gleichzeitig drittgrößte Stadion Griechenlands und liegt im Stadtzentrum. Nach mehreren Umbauarbeiten und einer Modernisierung zur Olympiade 2004, in der das Stadion als Trainingsplatz diente, verfügt es nach ehemals über 45.000 Plätzen nun mehr über lediglich 28.701 Plätze. Hinter der Haupttribüne entstand im Zuge der Bauarbeiten zu den Olympischen Spielen ein vierstöckiger Gebäudekomplex in dem VIP- und Medienräume verortet sind. Auswärtsfahrer haben ausreichend in der Südwestkurve Platz (Kurve rechts auf dem Luftbild) – als Gästeblock im Toumba Stadion dient der Block 7.
Fans aus der schwarzen Hölle
Die Anhänger vom PAOK Saloniki sind stolz und überaus temperamentvoll. Selbstzerstörerisches Gebaren ist ihnen jedoch auch alles andere als fremd. So hat PAOK aufgrund von Fanausschreitungen mehrfach Sperren hinnehmen müssen, sowohl von der Uefa als auch vom griechischen Fußballverband. Spiele vor leeren Rängen finden somit häufiger statt. Die aggressive Haltung der Saloniki Fans im Heimischen Stadion gegenüber der Anhängerschaft des Gegners ist bekannt, aus diesem Grund wird es auch „die schwarze Hölle“ genannt. Zuletzt sorgten die Anhänger von PAOK im März 2016 im Spiel gegen Olympiakos für einen Spielabbruch. Beim Stand von 2:1 für die Gäste aus Piräus beendete der Referee die Partie in der 89. Minute vorzeitig, nachdem Hooligans vermehrt Pyrotechnik auf den Fußballplatz warfen. Grund für die Ausschreitungen war ein vom Schiedsrichter verweigerter Elfmeter. Hooligans stürmten darauf das Spielfeld. Es kam zu Zusammenstößen mit der Bereitschaftspolizei, die mehr als eine Stunde andauerten. Doch auch eine langwährende und enge Fanfreundschaft können PAOKs Anhänger pflegen. Eine enge Freundschaft verbindet PAOK mit Partizan Belgrad, dessen Team die gleichen Vereinsfarben trägt und deren Fans mehrheitlich ebenfalls christlich-orthodox sind. Aus dieser Gegebenheit stammt der Satz der Belgrader Anhänger: „iste boje, ista vera“, was übersetzt „gleiche Farben, gleiche Religion“ bedeutet.
Wissenswertes und Tipps für Auswärtsfahrer
Die Anreise zum Stadion gestaltet sich sowohl mit dem öffentlichen Nahverkehr, als auch mit dem Auto gut. Wobei es sich aufgrund eines sehr kleinen Parkplatzes nahezu unmöglich gestaltet an einem Spieltag dort zu parken. Daher solltet ihr den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Solltet ihr als Auswärtsfahrer in Thessaloniki, sitzt ihr im Gate 7 in der Südwest Kurve. Eine Karte kostet zehn Euro. Solltet ihr euch unabhängig von eurem Herzensverein für den Besuch eines Spiels interessieren empfehlen wir euch einen Besuch wenn PAOK nicht gerade auf Olympiakos Piräus, Ares Saloniki oder AEK Athen trifft. Denn zu den genannten Vereinen besteht eine starke Rivalität und Ausschreitungen bei solchen Spielen sind eher die Regel. Denn auch an anderen Spieltagen werdet ihr eine tolle Stimmung vorfinden. Die Fans sorgen an jedem Spieltag für den landesweit bekannten und unverwechselbaren Toumba-Sound, für den neben größter Leidenschaft und Stimmkraft zuweilen auch ein rotziger Ton charakteristisch ist. Für den PAOK-Fan spiegelt sich hierin das Selbstverständnis wider, sich weder bändigen noch unterkriegen zu lassen. Abseits des Platzes bietet die Millionen Metropole Thessaloniki, einer der bedeutendsten und modernsten Universitäts-, Kultur-, und Hafenstädte des Landes, eine bewegende Historie und jede Menge Kultur. Nachfolgend haben wir ein paar Empfehlungen in unseren Kurztipps für Euch zusammengestellt.
Tipps:
- Zum Shoppen: Aristotelous Square – Geschichtsträchtige Meile mit vielen kleinen Boutiquen.
- Fürs Auge: White Tower of Thessaloniki – Von hier aus könnt ihr das schönste Panorama der Stadt bewundern, dazu noch ein echtes Warzeichen
- Gegen den Hunger: Rouga– Traditionelle griechische Küche ohne Touristen
- Gegen den Durst: Boat Bar – Cocktails schlürfen und Sightseeing auf einem Schlag
Bekannte Fußballer und Portugals Erfolgstrainer
Neben bekannten Fußballgrößen wie Dimitar Berbatov oder der spätere Wolfsburger Vierinha, gilt vor allem Stravos Sarafis als Ikone von PAOK Saloniki. Mit 170 Toren in 358 Spielen erzielte er mehr Tore als jeder andere Spieler des Vereins. Auch auf der Trainerbank saßen schon so einige bekannte Trainer wie unter anderem Huub Stevens. Doch der erfolgreichste und sich mit zwei Jahren und zehn Monaten am längsten im Amt haltende Trainer, war der Portugiese Fernando Santos der 2016 sensationell mit Portugal die Europameisterschaft gewann.