Seit 2014 tobt der Krieg in der Ostukraine zwischen der Ukraine und den selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk die von Russland unterstützt werden. Über 1 Million Menschen flüchteten seither aus der Ostukraine, einer Region, in der mit dem Spielort Donezk 2012 noch die Fußball-Europameisterschaft ausgetragen wurde. Neben Shakhtar Donetsk ist Sorja Luhansk der zweite Erstligaverein, der seit Jahren seine Heimspiele im Exil austragen muss.
Historie von Sorja Luhansk
Der ukrainische Verein Sorja Luhansk wurde 1923 gegründet. Der bisher einzige Titel des Vereins ist die sowjetische Meisterschaft im Jahre 1972. Zu dieser Zeit war Luhansk sehr erfolgreich, stand unter anderem 1974 und 1975 im Finale des Pokals der Sowjetunion. In der ewigen Bestenliste der UdSSR rangiert der Klub auf Platz 20. Nach einer Schwächephase um die Jahrtausendwende läuft es auch aktuell wieder besser für Sorja Luhansk. Seit 2006/07 spielte man stets erstklassig, konnte sich 2014 sogar einen Platz in der Europa-League-Quali ergattern. In der Saison 2016/17 stand der Verein in der Gruppenphase der Europa League, unterlag aber den starken Kontrahenten Manchester United, Feyenoord Rotterdam und Fenerbahce Istanbul.
Ausweichstadien: Wo spielt Sorja Luhansk aktuell?
Im Jahr 2014 war der Klub durch die Kriegswirren im eigenen Land gezwungen, seinen Heimatort zu verlassen. Als die von Russland unterstützten Separatisten Luhansk einnahmen, beschädigten Mörser-Granaten das Stadion. Sorja Luhansk musste in der Saison wie Shakhtar Donezk in ein anderes Stadion ausweichen. Seither trägt der Verein seine Heimspiele in der Slawutytsch-Arena in Saporischschja aus. Mittlerweile ist die Heimstätte von Luhansk zwar wieder repariert – an eine Rückkehr ist aufgrund der instabilen Lage in der Region aber noch lange nicht zu denken.
“The stadium has been repaired but in the current situation, we can’t afford its upkeep and maintenance. When can we return home? We don’t know. Nobody knows.”
CEO Rafailov
International muss der Verein aber auf Grund der geringen Größe des Ausweichstadions andere Alternativen suchen. Die Europa-League-Saison 2016/2017 wurde im 1.000 km entfernten Odessa am Schwarzen Meer ausgetragen. Die aktuelle Saison 2017/2018, in der Sorja Luhansk Gruppengegner von Hertha BSC ist, trägt der Verein seine internationalen Spiele im westukrainischen Lviv (Lemberg) aus. Die Arena Lviv wurde eigens zur Fußball-EM 2012 errichtet und bietet Platz für rund 35.000 Zuschauer. Das Stadion liegt wie so viele neue Arenen außerhalb am Stadtrand von Lemberg. Eine Reise in den Westen der Ukraine lohnt sich definitiv. Die Altstadt von Lemberg ist eine Perle und Teil des UNESCO-Weltkulturerbes – der jahrhundertelange Einfluß Österreichs ist im Stadtbild deutlich erkennbar.
Die eigentliche Heimstätte von Sorja Luhansk: Das Awanhard-Stadion
Das Stadion des ukrainischen Erstligisten bietet 22.320 Zuschauern Platz. Das Awanhard-Stadion wurde 1951 erbaut und hatte in den Sechzigern zwischenzeitlich eine Kapazität von über 40.000 Plätzen. Umfassende Renovierungsmaßnahmen im Jahr 2003 hatten zur Folge, dass die Kapazität auf 22.320 begrenzt wurden.
The show must go on! Auch im Exil
In Friedenszeiten hatte Luhansk einen durchaus beachtlichen Zuschauerschnitt von 8.000 bis 10.000 Zuschauern pro Spiel. Durch die komplizierte Situation im Exil schaffen es aktuell rund 1.000 Fans zu den Spielen. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass die aus Luhansk anreisenden Fans erheblichen Reiseaufwand über sich ergehen lassen müssen. Außerdem sind viele Anhänger des Klubs als Flüchtlinge über das ganze Land verteilt.
Wie man es vom ukrainischen Fußball kennt, sind die Anhänger von Sorja Luhansk äußerst heißblütig und teilweise auch gewaltbereit. Die Heißblütikeit hat häufig dazu geführt, dass die Atmosphäre im Awanhard-Stadion trotz eher geringer Zuschauerzahlen sehr gut war. Das Problem mit der Gewalt besteht auch bei den Ultras von Luhansk: 2015 bekriegten sich die Ultras des Vereins mit den radikalen Anhängern von Legia Warschau, es kam zu schweren Auseinandersetzungen – rund 1.500 Polizisten waren im Einsatz. Auch die Fans von Manchester United wurden 2016 heftig angegriffen. Man sei gewarnt als Auswärtsfahrer in der Ukraine.