Videoüberwachung im Fußballstadion

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Die Videoüberwachung in Fußballstadien ist ein äußerst umstrittenes Thema: Die einen fordern sie, um Sicherheit zu gewährleisten, die anderen sehen das Überwachen als eine Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit. Um sich eine Meinung zu bilden, sollten rechtliche Aspekte und das genaue Vorgehen beleuchtet werden.

Allgemeine Situation – wachsende Überwachung

Speziell in Europas Fußballstadien hat die Videoüberwachung in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Stadiongängern des unterklassigen Fußballs bietet sich zumeist heute noch das gleiche Bild wie vor einigen Jahren. Polizisten stehen in einem leeren Block für den Fall der Fälle, vereinzelt auch mit Kameras. Den Weg in die Fußballstadien fanden die Kameras damals nicht als generelle Vorsichtsmaßnahme, sondern als Folge vergangenen Fehlverhaltens bestimmter Fans. Jedoch beschränkt sich die Videoüberwachung im Fußball nicht mehr auf einzelne Fangruppen oder Risikospiele.

Videoüberwachung Polizei

Heute können insbesondere im Profi-Fußball alle Plätze eines Stadion überwacht werden, um jedes Vergehen oder jede Straftat ahnden zu können. Deswegen erneuerten diverse Vereine das System der Videoüberwachung und griffen dafür tief in die Tasche – auch wenn keine genauen Angaben bekannt sind, ist klar, dass die neuesten High-Tech-Produkte auf dem Markt extrem kostspielig sind. Die neue Technik ist bereits in der Allianz Arena und in Köln installiert. Sie findet sich aber auch europaweit wieder, zum Beispiel in den Stadien von Sunderland, Groningen und Viktoria Pilsen.

Die rechtliche Basis

Ganz grob gesagt ist es wünschenswert, dass die Viedeoüberwachung ihren Zweck erfüllt, indem Ordnungswidrigkeiten wie das Abbrennen von Bengalischen Feuern bestraft werden. Dabei gilt es aber zu beachten, dass die Videoaufnahmen ausschließlich diesem Zweck dienen sollten. Problem sind rechtliche Lücken sowie mangelnde Transparenz im Umgang mit solchen Materialien. Bislang ist lediglich die Kenntlichmachung videoüberwachter Bereiche verpflichtend. Allerdings können aufgenommene Personen nicht nachvollziehen zu welchem Zweck die Videoüberwachung erfolgt und wie es um die Nutzung der Aufnahmen steht. Überspitzt gesagt ist es der Polizei möglich, jede Person an jedem Ort zu filmen, sofern sie einen Verdacht hat. Mittlerweile kann bei jedem Fußballspiel etwas passieren, weshalb ganz pauschal alle Stadionbesucher überwacht werden.

Dabei ist vor allem das Hausrecht des Stadionbetreibers von Bedeutung. Da Videoanlagen nicht registierungspflichtig sind, steht der Installation im Stadion nichts im Wege. Die aufgenommenen Bilder sind nicht zweck- oder verwendungsgebunden, weshalb die Folgen des Stadionbesuchs für Privatpersonen nicht abschätzbar sind. Insgesamt darf sich die Polizei im Sinne der Verfolgung und Vorbeugung von Verbrechen über die perönlichen Rechte des Einzelnen hinwegsetzen – auch im Fußballstadion!

Umgehen durch Fans

Die Folgen für den einzelnen Stadionbesucher sind verschiedene: Einige wissen gar nichts von der permanten Videoüberwachung und andere nehmen diese scheinbar hin, weil sie das Stadionerlebnis nicht aufgeben möchten. Wiederum andere ziehen ihre Konsequenzen daraus. So müssen sich zum Beispiel die Bengalo-Liebhaber überlegen, wie sie dennoch unbestraft zündeln können. Aus diesem Grund kam es in jüngster Vergangenheit dazu, dass vor allem Ultra-Gruppen Lösungen präsentierten. Dabei dienten meistens große Banner als Schutz vor den Kameras, sodass die Fans darunter ihre Bengalos entzünden konnten. Hinzu kommt der allgemeine Trend, sein Gesicht unter anderem mit Skimasken zu verhüllen, um eine eindeutige Identifikation zu verhindern.

Ertrag der Videoüberwachung

Nachdem die Stadionkontrollen seit Jahrzehnten wirkungslos bleiben und bengalische Feuer noch immer zum Stadionalltag gehören, kommt die Frage auf, ob die Videoüberwachung erfolgreicher ist. Hierbei lässt sich keinesfalls eine vorbeugende, abschreckende Wirkung der Kameras feststellen. Ganz im Gegenteil – die Kreativität der Pyro liebenden Fans kennt kein Ende. Darüber hinaus geben Insider an, dass gerade das unbestrafte Zünden trotz Videoüberwachung den Kick bringe. Für diese Einstellung spräche auch die anhaltende Pyroflut in europäischen Fußballstadien.

Anders sieht es laut der Polizei hinsichtlich der Strafverfolgung aus. Demnach hätte die Videoüberwachung zur erfolgreichen Identifikation von Einzeltätern beigetragen. So sei es beispielsweise möglich gewesen, die Verantwortlichen für diffamierende Banner zu entlarven. Dadurch sei es möglich Kollektivstrafen zu reduzieren und Einzelne zur Rechenschaft zu ziehen.